Interview
CHRISTIAN VÖLKERS
„DAS WAR KEIN SPRINT,
DAS IST EIN MARATHON“
Vor 40 Jahren wurde die heute bekannteste Marke im
Immobiliengeschäft als kleines Maklerbüro gegründet.
BELLEVUE sprach mit Christian Völkers
Er stammt aus den feinen Hamburger
Elbvororten, strebte nach Abitur,
Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann
und Wirtschaftsstudium zunächst
eine Karriere als Banker oder Unternehmensberater
an. Mit 22 Jahren teilte
Christian Völkers seinen Eltern mit,
dass er Immobilienmakler werden wollte.
Die Reaktion seines Vaters:
„Was soll denn der Quatsch?“
40 Jahre später ist Engel & Völkers ein
weltweit tätiges Unternehmen mit mehr
als 10.000 Personen, 800 Standorten in
34 Ländern auf vier Kontinenten und eine
der wertvollsten Marken im Immobilienbusiness.
BELLEVUE sprach mit dem
Firmengründer über Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft.
BELLEVUE: Herr Völkers, können Sie
sich noch an die erste Immobilie
erinnern, die Sie verkauft haben?
Christian Völkers: Klar. Eine Villa im
Klövensteen in Wedel vor den Toren
Hamburgs. Für 900.000 Mark. Vor dem
Notartermin war ich sehr aufgeregt, ob
das auch wirklich alles so klappt.
Wie viele Mitarbeiter hatte das
Unternehmen vor 40 Jahren?
10 BELLEVUE 5/2018
Wir waren zu viert und alle Anfang 20:
Dirk Engel (verstorben 1986, die Red.),
Gesine von Ehren, Eva-Maria Haug und
ich. Wir fuhren durch Blankenese und
sprachen Hausbesitzer an, ob sie nicht ihre
Immobilie verkaufen möchten. Diese
direkte Art kam bei den Hanseaten
unterschiedlich an.
Damals war es nicht erwünscht, dass
die Umgebung erfährt, wenn eine
Immobilie zum Verkauf steht …
Besonders nicht im diskreten Hamburg.
Es dauerte auch eine Weile, bis erkannt
wurde, dass eine professionelle Vermarktung
mit gepflegtem Netzwerk, Shops und
Verkaufsschildern zu kürzeren Verkaufszeiten
und besseren Preisen führt.
Vor rund 20 Jahren sorgte Engel &
Völkers in Hamburg für Schlagzeilen,
als erstmalig ein Quadratmeterpreis
von 10.000 Mark aufgerufen wurde.
Das war ein Penthouse mit Alsterblick,
oder? Heute werden vergleichbare Objekte
für ein Vielfaches gehandelt. Der aktuell
höchste beurkundete Quadratmeterpreis
in der Hansestadt liegt derzeit bei stolzen
28.400 Euro. Für eine Wohnung in der
Elbphilharmonie.
FOTOS/VISUALISIERUNGEN: Engel & Völkers (7), Henning Retzlaff (1)
Wie werden sich die Immobilienpreise
weiterentwickeln?
Es gibt keine Klingel, die signalisiert: So,
jetzt ist der höchste Preis erreicht. Die
Nachfrage nach schönen Immobilien in
guten Lagen ist groß. Solange die
wirtschaftlichen und politischen Rahmendaten
stimmen, werden Immobilien
beliebte Investitionen bleiben.
In London scheint der Zenit erreicht,
die ersten Preise werden gesenkt …
Das hat wohl eher etwas mit dem Brexit
zu tun. In den Märkten anderer Metropolen
ist derzeit kein Rückgang festzustellen.
In Top-Feriendestinationen wie Gstaad
oder Sankt Moritz werden in der Spitze
mittlerweile 40.000 Euro je Quadratmeter
gezahlt, in Hongkong wurden sogar schon
100.000 Dollar verlangt.
Inzwischen ist Engel & Völkers in
34 Ländern vertreten. Engel ist ja relativ
einfach, wie wird Ihr Name weltweit
ausgesprochen?
Die meisten sagen „Wolkers“. Eine Weile
befürchteten wir, der Name sei zu
kompliziert für eine internationale Marke.
Aber das hat sich nicht bestätigt. Wir
genießen mittlerweile im angloamerikani-