WOHNEN AM WASSER I INTERNATIONAL HET NIEUWE WATER In Teilen bereits realisiertes Projekt bei Hoek van Holland. Waterstudio NL entwarf hierfür den Apartmentkomplex „The Citadel“ „Die Städte von heute sind dumm“ Koen Olthuis gilt als Pionier der „schwimmenden Architektur“. Für den Holländer ist Wasser der ideale Bauplatz für Projekte aller Art BELLEVUE 5/2013 21 163 bis 493 Quadratmetern stehen sogar schon zum Verkauf. Nicht minder spektakulär sind die Entwürfe für eine schwimmende Moschee oder den „Sea Tree“. Letzterer ist ein kleines, künstlich geschaffenes Ökosystem, das – basierend auf der Technologie von Ölbohr-Plattformen – unter Wasser verankert wird und gerade in dicht besiedelten Gebieten neuen Lebensraum ausschließlich für Tiere und Pfl anzen bieten soll. Angeblich soll die Stadt New York an einer Umsetzung des Konzepts interessiert sein. Nun ist es ein weiter Weg vom normalen Hausboot zur Ökoplattform im Fluss oder gar ganzen Städten auf dem Wasser. Doch sowohl technologisch als auch konzeptionell lotet Waterstudio NL immer weitere, neue Möglichkeiten der Wasserarchitektur aus. Als Niederländer weiß Koen Olthuis, welchen enormen Aufwand es bedeutet, das Land dauerhaft gegen das nasse Element zu verteidigen. Daher steht für den Waterstudio-Chef unumstößlich fest: „Unsere nachhaltige Zukunft liegt jenseits der Ufer.“ Q BELLEVUE: Herr Olthuis, warum liegt die Zukunft des Wohnens auf dem Wasser? Koen Olthuis: Weil die Platzprobleme der großen Städte neue Lösungen verlangen. Das Wachstum auf das Wasser zu verlagern bringt eine Menge Vorteile mit sich. Zum Beispiel? Die Flexibilität. Sie können Wohneinheiten auf dem Wasser beliebig anordnen, verschieben, umgestalten … Die Städte von heute sind dumm, weil sie statisch sind. Es gibt keine Möglichkeit, auf Veränderungen einzugehen. Aber Veränderungen sind ja nicht zwangsläufi g gut … Aber sie fi nden statt. Denken Sie nur daran, was auf dem Gebiet der Technik alles in den letzten 20 Jahren geschehen ist. Die Ansprüche und Bedürfnisse der Menschen ändern sich ständig, unsere Architektur ist aber auf Jahrzehnte hin festgelegt. Sie sollte sich aber anpassen können. Also liegen die Städte der Zukunft komplett auf dem Wasser? Nein, so extrem muss es gar nicht sein. Aber die Wasserfl ächen bieten eine ideale Möglichkeit, den oft begrenzten Raum an Land zu erweitern. So kann man nicht nur Wohnungen, sondern auch Parkhäuser, Kraftwerke, ja ganze Parks dorthin verlagern. Die Technik dafür ist heute schon vorhanden. Aber sie wird in Europa eigentlich nur für Hausboote genutzt … Was ich sehr schade fi nde. Es gibt unglaublich viel Interesse aus europäischen Ländern, aber kaum einer möchte das in größerem Maßstab umsetzen. Ich sehe die Gefahr, dass wir dadurch technologisch ins Abseits geraten. Welche Länder sind denn weiter, und was wird dort konkret geplant? Die Malediven. Dort muss man zwangsläufi g auf das Wasser ausweichen, um neuen Platz zu schaffen. Und da das Land hauptsächlich vom Tourismus lebt, werden wir in den nächsten 18 bis 20 Monaten unter anderem mit dem Bau eines Golfplatzes beginnen – 18 Löcher auf dem Wasser. KOEN OLTHUIS ist Architekt und Gründer von Waterland NL FOTOS/VISUALISIERUNGEN: Orsos Island/C. Mihaly (2), Waterstudio.NL/Architect Koen Olthuis (4)/P. Kers (1); Projektentwicklung Citadel: ONW/BNG GO
BELLEVUE | eMagazine | 05/2013
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