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BELLEVUE | eMagazin | 02/2016

INTERVIEW GEORG HOOGENDIJK, POSTBANK IMMOBILIEN Kann man da schon von einer Immobi lienblase reden? Wir haben keine Immobilienblase. Aber man sollte schon aufpassen, wo man sein Geld investiert. Die Preis- und Wertsteigerungen werden nicht ewig wachsen. Löhne und Gehälter sind längst nicht so gestiegen wie die Immobilienpreise und Mieten. Von daher ist irgendwann eine natürliche Grenze erreicht. Außerdem werden zunehmend Mieter zu Käufern, weil sie bei den derzeitigen Konditionen teilweise sogar weniger zahlen. Wenn ich fast fürs gleiche Geld kaufen kann! Und außerdem gleich noch die beste Altersvorsorge – die eigene Immobilie – dazubekomme. Das rechnet sich doch hervorragend. Nicht zu vergessen: die Erbengeneration. Viele junge Leute oder Familien werden von Eltern oder Großeltern großzügig mit Eigenkapital gesponsert. Bei der Eigentumsquote ist noch viel Luft nach oben. Während Immobilien in den Städten knapper und teurer werden, gibt es immer mehr Landstriche, in denen selbst schöne Häuser zum Schnäppchenpreis keinen Käufer finden … Wir haben in Deutschland nicht einen, sondern eine Vielzahl von Immobilienmärkten. Derzeit leben 75 Prozent der Bundesbürger in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern. 2030 sollen es sogar 20 BELLEVUE 2/2016 80 Prozent sein. Um die Metropolregionen muss man sich also keine Sorgen machen. Auch nicht um Ferienregionen an der See oder in den Bergen und um beliebte Universitäts- oder Autostädte wie Münster, Freiburg, Ingolstadt, Regensburg und andere. Es gibt 20 bis 25 mittelgroße Städte mit guten Perspektiven, darunter auch Erfurt, Dresden oder Leipzig. Dann gibt es eine Reihe von Städten im Mittelfeld, Essen zum Beispiel. Die sind noch solide und stabil. Damit das so bleibt, braucht man gute Leute in den Stadtverwaltungen, die sich mit Kreativität für die Entwicklung einsetzen, Kontakte zu Investoren pflegen, sich mit Förderungen aller Art auskennen und für ihre Region das Optimum herausholen. Und welche Chancen haben die abgelegenen, ländlich strukturierten Regionen? Es ist wirklich traurig, ansehen zu müssen, wie in vielen Regionen einst belebte und hübsche Kleinstädte und Dörfer zunehmend leerer werden, Geschäfte, Gaststätten, Schulen und Sporthallen schließen. Vielleicht brauchen wir ein neues, großes Förderprogramm für die Infrastruktur und Attraktivität dieser Gemeinden. Allein werden sie es kaum schaffen. Auch hier sind gute Ideen und die besten Leute gefragt. Jahrelang haben Politiker, Banken, Bausparkassen und auch die Medien allen Hausbesitzern dringend empfohlen, ihre Bestandsimmobilien energetisch zu sanieren. Nun sind die Prognosen der drastisch steigenden Energiepreise nicht eingetreten. Im Gegenteil: Derzeit heizt es sich am günstigsten mit Öl … Bei knapp 40 Cent je Liter ist das momentan wohl tatsächlich so. Aber das ist kurzfristig gedacht. Eine Sanierung lohnt sich immer. Es geht ja nicht nur ums Sparen von Kosten, sondern auch um die Pflege und den Werterhalt einer Immobilie und vor allem darum, was wir unserer Umwelt langfristig zumuten können. Die Zeichen sind doch alarmierend. Sie sind als Geschäftsführer der Postbank Immobilien Chef eines der größten deutschen Immobiliennetzwerke. Was ist das Besondere an Postbank Immobilien? Wir sind bodenständig und ganz nah am Kunden. Durch die enge Verbindung zu den über 14 Millionen Kunden der 1.100 Postbank-Filialen und etwa 700 weitere Standorte der Makler sowie des mobilen Vertriebs sind wir bundesweit flächendeckend sehr gut vertreten und aufgestellt, haben immer zwischen 7.000 und 8.000 Objekte im Angebot. Warum soll ich einen Makler mit dem Verkauf meiner Immobilie beauftragen? Aus mehreren Gründen. Ein Makler hilft bei der realistischen Preisfindung. Fast alle Verkäufer schätzen den Wert ihrer Immobilie zu hoch ein. Wenn man mit einem falschen Preis an den Markt geht, kann das nach hinten losgehen. Dann ist das Objekt schnell „verbrannt“. Ein guter Makler berät objektiv, worauf es beim Verkauf ankommt, welche Stärken hervorgehoben werden müssen und welche Mängel nicht verschwiegen werden dürfen. Außerdem nimmt der Makler den Verkaufsverhandlungen die Emotionalität. Möchten Sie dabei sein, wenn Interessenten bei der Besichtigung Ihre Einrichtung oder die Farbe Ihrer Tapeten kritisieren? Das kann sehr schnell persönlich werden. Wie hoch ist die Courtage bei den Postbank-Maklern ? Je nach Region zwischen drei und fünf Prozent. Die Courtagezahlung ist bundesweit sehr unterschiedlich. Es zahlen Käufer oder Verkäufer sowie auch beide Parteien in Teilung. Hat sich bei der Vermittlung von Mietimmobilien das neue Besteller- Prinzip – die Courtage zahlt der Vermieter – negativ ausgewirkt ? Anfänglich schon. Mittlerweile sehen aber immer mehr Vermieter ein, dass man diesen Job doch lieber Profis überlassen sollte. Unsere Routiniers haben ein gutes Auge, erkennen faule Äpfel, haben Zugriff auf Schufa-Auskünfte. ■ AD PERSONAM Georg Hoogendijk, geboren 1951 in Bad Neuenahr, Rheinland-Pfalz, Diplom- Finanzwirt, 1977 Beginn der Karriere bei der BHW Bausparkasse in Hameln, seit 2008 Geschäftsführer der Postbank Immobilien GmbH “ Viele junge Leute werden beim Immobilienkauf von Eltern „ oder Großeltern großzügig gesponsert.


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