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BELLEVUE | eMagazine | 01/2014

HAUSBOOTE WOHNEN AUF WASSER Prachtvolles Wasseranwesen im Hamburger Hafen: Martin Försters „Floating Home“ hat die Hausboot-Szene revolutioniert 58 BELLEVUE 1/2014 ter langen Stahlpfählen, Dalben genannt, ist das Haus befestigt. An ihnen gleitet es mit dem ständig wechselnden Wasserpegel sicher – aber nicht immer geräuschlos – auf und ab. Bei Ebbe blickt Förster gegen die Kaimauer, bei Flut kann er mit seiner Wohninsel bis zu acht Meter hoch aufsteigen und hat freie Sicht auf die Uferpromenade. „Immer eine andere Perspektive – das macht den Reiz aus“, so der Architekt. Alle Räume wirken „clean“, dank reichlich vorhandenem Stauraum hinter Schiebe- oder Drehsenktüren. Modernste Haustechnik garantiert Komfort: Alle Räume sind vernetzt, über ei nen zentralen Receiver kann man CDs, MP3-Musik oder Radio hören. Auch Jörg Niderehe und Amelie Rost laden Interessenten gern auf ihr Hausboot zur Besichtigung. Die Wohnräume samt abgeteiltem EI-HOME Vorbild war das „Abenteuerfl oß“, auf dem er als Kind die Welt erkunden wollte Arbeitsbereich befinden sich im Untergeschoss. Um hier Platz zu gewinnen, hat sich das Paar für einen Schiffskörper aus reinem Stahl entschieden. Der ist zwar wartungsintensiver als Stahlbeton, bietet aber dank dünnerer Wände mehr Fläche im Untergeschoss. Gleichzeitig gab ihr Standort die Höhe vor: Das Boot durfte wegen der niedrigsten Brücke in der Innenstadt eine Durchfahrtshöhe von zwei Metern nicht überschreiten – für den Fall, dass es zur Wartung in eine Werft geschleppt werden muss. Daher konzipierte Niderehe den Aufsatz (den Küchentrakt) so, dass er von einem Kran abhebbar ist. Die Kosten für das Objekt: rund 410.000 Euro. Rechtssicherheit für die Bewohner gibt es also nicht. Doch die Visi on der Stadt der 1.000 Hausboote ist nun einmal in der Welt. Allerdings muss man, um einen Liegeplatz von der Stadt zu pachten, ein Genehmigungsverfahren durchlaufen. Da Laien vor dem dafür geltenden Regelwerk meist kapitulieren, buchen sie dies gern als „Service- Leistung“ beim Architekten ihrer Wahl. Damit fah ren sie gut: Mit einem Partner, der sie durch den Dschungel der Vorschriften lotst, erhöhen sie die Chance auf einen Liegeplatz. Rund fünf Euro Pacht pro Quadratmeter Wasserfläche muss man dafür einkalkulieren. Der Visionär der Hamburger Hausbootszene ist Martin Förster. Seine vor über zehn Jahren entwickelten Luxus-„Lieger“ – die „Floating Homes“ auf ihren 20 Zentimeter dicken, wartungsfreien Stahlbetonpontons – fanden das Wohlwollen der Stadtväter. Zwölf verschiedene Typen zwischen 120 und 500 Quadratmetern gibt es inzwischen. Der 900.000 Euro teure Prototyp (180 Quadratmeter) liegt seit 2006 imYachthafen am Baumwall; sieben andere Varianten stehen am Victoriakai in Hammerbrook kurz vor der Fertigstel lung. Ein Ortstermin am Baumwall dürfte vor allem Großstadtromantiker überzeugen: Wie Diamanten tanzen die Lichter der Stadt über dem Wasser, Schiffe und Ausflugsdampfer kreuzen das Blickfeld. Links das futuristische Glasdach der Elbphilharmonie, rechts die Landungsbrücken, zum Baumwall hin das altehrwürdige Sloman- Haus: Vor diesem Panorama führt Förster jährlich über hundert potentielle Käufer, darunter auch viele internationale Interes senten, durch sein leicht schwankendes und knarzendes Domizil. Auf Knopfdruck öffnet sich das Dach zur 25 Quadratmeter großen Terrasse: Jetzt erinnert das Boot an ein Raumschiff. An 24 Me


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