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Leseprobe_Wohnglueck_2013_04

FAMILIENHAUS Bauen & Modernisieren Weitere Fotos finden Sie im Internet unter www.schwaebisch-hall.de/ familienhaus „L“ mit starkem Bezug zum Draußen durch bodentiefe Fenster und Türen. Der Boden des Gebäudes ist um 25 Zentimeter erhöht, weil es schon mal vorkommt, dass der nahe gelegene Fluss, die Amper, über ihre Ufer tritt. Die Schlafzimmer sind nach Norden ausgerichtet. Für einen größeren Lichteinfall hat das Architektenehepaar ein erhöhtes abgeschrägtes Dachelement mit Fenstern nach Süden konstruiert. Dadurch haben die Kinderzimmer eine zweite Galerie-Ebene – ein Raum, auf dem das Chaos auch mal liegen bleiben darf. Für die Wände verwendeten die Kerns aus raumklimatischen und auch aus ästhetischen Gründen reinen Kalkputz, die Decken sind meist unverputzt. „Wir experimentieren gern, gespachteltes Zementmehl als Wandoberfläche zum Beispiel …“ Innen ist fast alles aus Eiche, außen aus unbehandel ter Das Haus von Familie Kern darf und soll sich verändern und entwickeln – wie die Kinder Lärche. Fast das gesamte Mobiliar – Wandschränke, Regale, Betten – haben sie selbst gebaut, auch die Eiche für den Boden hat Robert Kern selbst gehobelt, gefräst, verlegt. Gestärkt wird sich mittags gemeinsam: Familie Kern, Robert Kerns Bruder mit Frau und Kindern sowie die Großeltern. Die Cousinen und Cousins wachsen quasi gemeinsam auf. Diese räumliche und emotionale Nähe ist selbstverständlich und schön. Und das wäre ohne diesen idealen Ort dafür so nicht möglich, ohne dieses Haus, das sich verändern, wachsen, sich entwickeln darf und soll: wie die Kinder. ■ Ein Haus zum Wohnen und Arbeiten, einladend und tauglich zum Großfamilienleben, zum Zusammensein mit Freunden, zum Werkeln, Spielen und Experimentieren. Die Dachgeschosswohnung des elterlichen Bau ern hofs, in der Sonja (39) und Robert (40) Kern bis Ende 2009 mit ihren Kindern Matteo (10) und Marlene (8) lebten, war für all das einfach zu klein. Das Wo für ein eigenes Haus stand fest: Das 1.720 Quadratmeter große Grundstück am Ortsrand von Fahrenzhausen, circa 20 Kilometer nördlich von München, gehört seit den 1950er-Jahren zum Bauernhof der Familie Kern. Die Familienbindung geht weit über das Grundstück hinaus. Sie ist tatkräftig und emotional. Auch der Bruder lebt mit seiner Familie auf dem elterlichen Hof. „Und einer aus der Familie baut eigentlich immer. Es ist ganz normal, dass wir uns da helfen“, sagt Robert Kern. Das Haus hätte ohne die Mithilfe von Familie und Freunden dann auch nicht 275.000 Euro gekostet, sondern vielleicht das Doppelte. Bei ihrer Planung waren sich die Eheleute einig: kein Zeitdruck, viel Eigenleistung. Kein stylisch glänzender Design-Fremdkörper, sondern ein Haus, das sich mit seinen Materialien und Farben in die Natur einfügt. Das widerstandsfähig ist – „für die leidenschaftliche Nutzung durch die Kinder …“ (Robert Kern) –, das sich auf flexible Weise nutzen lässt, das Raum zum Weiterbauen und Ausprobieren bietet. Am Ortsrand erlaubte die Bauordnung kein vollwertiges Obergeschoss, also entschied man sich für ein begrüntes Flachdach. Das Haus hat die Form eines offenen, Raum gebenden Familienprojekt Sonja und Robert Kern (hinten rechts) im Kreis ihrer Großfamilie. Alle haben beim Hausbau mitgeholfen Daten & Fakten Wohnfläche: 204 m2 + 87 m2 Büro Grundstücksgröße: 1.720 m2 Baukosten: 275.000 Euro; Einsparung durch Eigenleistung ca. 250.000 Euro Bauweise: Ziegelmassivbau, Stahlbetondecke Fassade: sägeraue Lärchenholzverkleidungen Dach: Flachdach als Gründach, begrüntes Pultdach über Galeriegeschoss Fußboden: Eichendielen, geschliffener Estrich Decken/Wände: Kalkputz, Rohbeton Heizsystem: Grundwasser- Wärmepumpe Jahresheizwärmebedarf: 43 kWh/m2a Wohnglück 4/13 15


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