Düsseldorf-Glosse

BELLEVUE | eMagazin | 01/2016

GLOSSE DÜSSELDORF SPECIAL JANUAR / FEBRUAR 2016 LARS HOHLFELD, der Shootingstar der Düsseldorfer Comedyszene DIE VERBOTENE STADT Comedian Lars Hohlfeld blickt mit einer Mischung aus Bewunderung und Befremden auf den Doppelpass zwischen Düsseldorf und Gelsenkirchen R echts steht ein Schalker, und links ist auch frei!“ Diesen Witz der Nähe, in dem er sich seinen Namen, die Spielposition und wird man in Düsseldorf bald schmerzlich vermissen, denn für die Spieler von Schalke 04 heißt es ab sofort: Düsseldorf – die verbotene Stadt. Schalke-Manager Horst Heldt hat ein Düsseldorf-Verbot ausgesprochen. Wer in Gelsenkirchen spielt, soll auch dort wohnen! Kurios ist, dass Heldt selbst in Düsseldorf residiert. Womöglich möchte er in der Nachspielzeit seine Ruhe haben. Derzeit ist seine Hauptaufgabe, die Schalker Sperrstunde durchzusetzen und seine Spieler in der Altstadt aufzusammeln, nachdem sie erfolgreich einen Fallrückzieher an der Theke absolviert haben. Doch versuchen Sie sich mal gegen einen Altstadtköbes durchzusetzen. Da haben Sie auch als Manager keine Chance. Bevor der Deckel nicht beglichen ist, kriegen Sie da keinen raus. Da bekommt der Begriff Ablösesumme eine ganz neue Bedeutung. Warum, werden Sie sich fragen, wohnen Fußballspieler nicht dort, wo ihr Spindschlüssel passt? Na ja, nicht umsonst gibt es den Reiseführer: „Gelsenkirchen sehen – und … reicht!“ In Düsseldorf dagegen wimmelt es von Prominenz und Szenelokalen. Gerade im beliebten Stadtteil Oberkassel. Dort wohnen die Reichen und Schönen – und Rudi Völler. Dem pragmatischen Fußballer ist es im Grunde egal, wo er seine Höhle bewohnt. Hauptsache, es ist ein Tattoostudio in Heim adresse stechen lassen kann. Daher ist anzunehmen, dass die Spielerfrauen ihr Mitspracherecht in puncto Wohnort ausspielen. Schließlich sitzen sie die meiste Zeit daheim und designen Mode schmuck, den sie dann Viererkette nennen. Für ihre Männer, die derweil an der längsten Theke der Welt ihre hängenden Spitzen diskutieren, ist eine Viererkette drei Alt und ein Killepitsch. In Oberkassel sind die Ladys unter sich und stecken sich gegenseitig Beauty-Tipps in die Designer-Handtaschen von Prada, Gucci oder Stracciatella. Interessant ist, dass sich hier viele Frauen sehr ähnlich sehen. Das liegt aber nicht daran, dass es einen überschaubaren Genpool gäbe wie in kleinen Örtchen in Niederbayern, in denen es ja noch offiziell den „Bronkel“ gibt. Also, wenn der Bruder auch der … Nicht so in Oberkassel. Die Ähnlichkeit der Frauen liegt daran, dass der Schönheitschirurg auf der Königsallee nur ein einziges Gesicht kann. In München gibt es die „Mang-Nase“ und in Düsseldorf das „Kö-Gesicht“. Das ist bekannt, und Sie können es an der gehobenen Nasenspitze, den leeren Augen und den Lachfalten hinter den Ohren erkennen. Viele der Damen sind so stark geliftet, dass ihr Gesicht total unter Spannung steht. Wenn die lachen, schlägt ein Bein aus! Spielerfrauen mögen an Düsseldorf das Gefühl von Internationalität. Ihren Männern gefällt die Überlegenheit zum hier ansässigen Fußballverein, Fortuna. Für die Fortuna bedeutet „Todesgruppe“ die gesamte 2. Liga! Na ja, immerhin hat man hier Stil. Es ist die einzige Stadt, in der Hooligans Boss-Anzüge tragen. Und es gibt die beste Stimmung, zumindest bis das Spiel angepfiffen wird. Doch ist das Düsseldorf-Verbot für Schalker nur ein PR-Gag, oder steckt mehr dahinter? Es steckt! Im September gab es bundesweit folgende Schlagzeile: „Erster Schalke- Star zieht von Düsseldorf nach Gelsenkirchen.“ Da hat man in Düsseldorf echt gestaunt, und viele fragten: „Seit wann hat Schalke e igentlich Stars?“ ■ FOTO: Johannes Boventer; ILLUSTRATION: T. Rieger LARS HOHLFELD steht mit seiner „Pop up Comedy“ in der Region Düsseldorf auf der Bühne. Zudem ist er wöchentlich bei der „Düsseldorfer Lachexpedition“ zu erleben. Mehr unter www.derlars.com 128 BELLEVUE 1/2016


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