Italien: Backstube mit Alpenblick

BELLEVUE| eMagazin | Ausgabe 05/2017

VORHER / NACHHER Die Restaurierung Feriendomizil BACKSTUBE MIT ALPENBLICK Residieren wie zu Ritters Zeiten: Das frisch renovierte „Pfisterhaus“ der Südtiroler Sonnenburg ist eine Urlaubsunterkunft mit besonderem historischem Charme Über den Brenner – und dann nicht geradeaus weiter zum Garda see, sondern bei Brixen links ab: Wer diesen Weg wählt, entdeckt mit dem grünen Pustertal eine stille Ecke Südtirols. Kurz vor Bruneck, dem Haupt ort des Tals, liegt das Dorf Sankt Lorenzen, eingebettet in Wälder und Almen. Das höchste Gebäude ist der Kirchturm, ein Museum er innert an die römi schen Ursprünge – und am Hang drüben thront die roman tische Sonnenburg. Vor fast tausend Jahren gegründet, über 800 Jahre Benediktinerinnen-Kloster, dann Kaserne, Spi tal und am Ende als Stein bruch missbraucht, hat sie reichlich Geschichte auf dem Buckel. Ihre Gegenwart begann 1965, als Karl Knötig, Vater des heu tigen Besitzers, die damals ruinöse Burg erwarb, mit dem Ziel, ihr neues Leben einzuhauchen – eine Lebensaufgabe. Welche Leidenschaft er ihr widmete, spürt man beim Gang durch die Höfe und Gänge der Burg. Sie ist heute Hotel – und zählt als sol ches zu den besten des Pustertals. 68 BELLEVUE 5/2017 Ein gepflasterter Weg führt längs der alten Burgmauern hinauf. Durch Schießscharten blickt man in die Landschaft: Gen Südosten erkennt man bei gutem Wetter die Gipfel der Pragser Dolomiten und nach Nor den hin die Umrisse des Großglocknermassivs drü ben in Österreich. Gleich neben dem Burgtor erwartet uns das „Pfisterhaus“, der eigentliche Gegenstand die ser Geschichte: Es wurde als letzter Teil der historischen Burg ab 2006 renoviert; Anfang 2017 war seine Metamor phose zu einem Feriendomizil der besonderen Art vollendet. Der in die Burgmauer inte grierte Bau wurde um 1470 errich tet und als Torwär terhaus genutzt, bis im 18. Jahrhundert die Klosterbäcke rei darin Platz fand. Daher der Name Pfisterhaus: „Pfis ter“ nennt man im deutschsprachigen Alpenraum bis heute noch oft den Bäcker. Es ist ein Vorzeigewerk daraus geworden. Nicht nur Geschichtsbegeisterte werden dieses Ferienhaus lieben. Uralte Balken, meterdicke Mauern und wieder frei gelegte Schieß scharten zeugen vom ursprünglichen Wehrcharakter. Über drei Ebenen erstreckt sich der Bau; in einem Raum hat man ein altes Kreuzgratgewölbe freigelegt, in einem anderen steht der riesige für Südtirol typische Ofen. Die Räume wirken edel und schlicht zugleich. Natürliche Materialien wie Lärche, Granit und Schwarzstahl wurden verwendet; lokale Handwerker verarbeiteten sie auf traditionelle Weise. Gunther Knötig, der heutige Besitzer der Sonnenburg, darf mit der Arbeit seiner Architekten Gert Forer und Ursula Unterpertinger zufrieden sein. Die öffentliche An erken nung jedenfalls hat er: Das Hotel Schloss Sonnenburg und das „Pfisterhaus“ wurden zum „Historischen Gastbetrieb des Jahres 2017“ in Südtirol gekürt. Ab 190 Euro pro Nacht und Person kann man sich einmieten – über www.pfisterhaus.com. Autor Johannes Bohmann Kontakt j.bohmann@planetc.co


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