Glosse
HAMBURGSPECIAL 4/2018
148 BELLEVUE 4/2018
TREND-ROLLATOREN
Als Ehrenkommissar der Hamburger Polizei hat Herr Holm seinen eigenen Blick
auf die Stadt. Auch in Sachen kommender Entwicklungen bei der Fortbewegung
Mobilität in den Großstädten ist schon heute ein großes Problem
und eine riesige Herausforderung für die Zukunft. Automobilhersteller
wandeln sich zu Mobilitätsdienstleistern,
die immer neue Antriebskonzepte und Carsharingangebote für
ihre Kundschaft entwickeln. Erstmalig gerät nun auch eine Zielgruppe
in den Blick, die man bisher gänzlich vernachlässigt hatte:
die Fußgänger. Mit einer ganz neuen Fahrzeuggeneration sollen sie
als Käufer gewonnen werden. Und dabei hat man es keineswegs nur
auf die ältere Generation abgesehen.
Wer es schon immer für statusgemäß hielt, ein Fahrzeug zu führen,
dessen Ausmaß riesig, dessen Gewicht unverhältnismäßig und
dessen Abgasausstoß besorgniserregend und das damit für die Personenbeförderung
insgesamt ungeeignet ist, ein so genanntes SUV,
der wird vielleicht auch Gefallen an dem neu entwickelten „ Rollioc“
von Landrover finden: ein geländegängiger TrekkingRollator
mit
Sperrdifferenzial und handgenähten Büffelledergriffen. Dank langer
Federwege kann der Outdoorläufer auch noch jenseits barrierefreier
Plattenwege sicher durch Rabatten, Beete und selbst knöcheltiefe
Pfützen steuern. Auf Wunsch gibt es auch eine handbetriebene Seilwinde
an der Front, mit der sich kleinere Äste, Bananenschalen und
andere Hindernisse stilecht aus dem Weg räumen lassen.
Das Fahrzeugangebot wächst stetig, und der Rollator entwickelt
sich erfolgreich von der EinheitsSchiebeKrücke
zum Trendmobil.
Experimentiert wird mit verschiedenen Antriebsarten, Einfuß,
Zweifuß, Automatikgetriebe, Spurhalteassistent – ganz wichtig gerade
im Alter –, Einparkhilfen usw. Auch die Abgase sind in dieser
Fahrzeugklasse ein ganz besonderes Thema: Welche Schadstoffe
emittiert der Schieber während der Fahrt? Oben CO2, aber was
kommt hinten raus? Gibt es Rückhaltesysteme, Katalysatoren, die
die Belastungen für die Umwelt in Grenzen halten? Können spezielle
Diäten helfen? Da braucht es Aufklärung.
Auch bei Porsche arbeitet man aktuell an einem geschobenen
911er für den ZweifußAntrieb.
18ZollRäder,
KeramikScheibenbremsen
und LEDLichthupe
sind in dieser Fahrzeugklasse selbstverständlich.
Atem,
Herz
und Schrittfrequenz der schiebenden Antriebseinheit
werden auf klassischen Rundinstrumenten angezeigt.
Für den heiser röchelnden PorscheSound
wird der Pilot bei flottem
Gezuckel dann schon selbst sorgen.
Da Fußgänger die Eigenart besitzen, sich zu jeder Jahreszeit ohne
Dach über dem Kopf fortzubewegen, werden die modernen Rollatoren
heute fast ausschließlich in einer offenen Version angeboten.
Die Firma HarleyDavidson
hat für ihre Fangemeinde einen
zweirädrigen CustomSofttailRollator
entwickelt, mit Chromspeichen
und Fransenledersitzfläche für das Päuschen zwischendurch.
In der Satteltasche hat man Kekse und Lätzchen auf der
Spritztour zur nächsten Parkbank immer dabei. Stilecht die
verlängerte Vorderradgabel und der Hochlenker wahlweise mit
Handy
oder Schnabeltassenhalterung. Auch beim Schieben echtes
HarleyFeeling.
Dem Trend, das eigene Fahrzeug auch gleich als Schlafplatz zu
nutzen, möchte die Firma Hymer mit ihrem neuen „SchiebandsleepWalker“
entgegenkommen. Ein patentierter Steckmechanismus
erlaubt es, den UltraleichtRollator
mit viel Geduld und
Impulskontrolle in ein mittelkomfortables Feldbett
zu verwandeln.
In Hamburg sind bereits einige Polizeirollatoren
(PolRol) in der Erprobung, mit dem Ziel, auch
den Beamten im Fußstreifendienst ein angemessenes
Befahren ihres Reviers zu ermöglichen.
Herr Holm (www.herrholm.de) feiert sein
25-jähriges Bühnen jubiläum. Dazu gibt es
ein Programm: „Herr Holm – Die Klassiker“
FOTO: privat; ILLUSTRATION: Tobias Rieger
/(www.herrholm.de)