Interview
JÖRG LINDNER
Er stammt aus einer bekannten
DAS GESCHÄFT
DER ZUKUNFT
Der weltweite Tourismus wird sich in den nächsten zehn
Jahren verdoppeln. Projektentwickler Jörg Lindner setzt
auf Hotels, Ferienwohnanlagen und Resorts
Düsseldorfer Architekten- und
Unternehmerfamilie, ist studierter
Diplom-Kaufmann, ausgebildeter
Berufspilot, leidenschaftlicher Sportler
und stolzer Vater von fünf Kindern:
Jörg Lindner, 59. Mit 30 Jahren Erfahrung
als Projektentwickler gründete
Lindner 2016 mit seinem Partner Kai
Richter die Investment Management
GmbH 12.18. Die 12 steht für den
zwölften Buchstaben L, die 18 für das R.
Das Portfolio des Unternehmens umfasst
derzeit sieben exklusive Hotel-
und Freizeitresorts in Deutschland und
Spanien, darunter auch die Anlagen
Fleesensee und Weiße Wiek in Mecklenburg
Vorpommern sowie der Alte Gasthof
auf Sylt. BELLEVUE sprach mit Jörg
Lindner über Trends und neue Projekte.
BELLEVUE: Herr Lindner, ob Mallorca,
München oder Mumbai – ständig werden
neue Hotels eröffnet. Wird es bald nicht viel
zu viele geben?
Jörg Lindner: Es stimmt, es werden so
viele Hotels wie nie zuvor eröffnet. Aber
die werden wir auch brauchen. 1985
waren von der Weltbevölkerung rund eine
Milliarde Menschen in der glücklichen
10 BELLEVUE 4/2018
Situation, verreisen zu können. Heute sind
es schon 2,4 Milliarden. Prognosen gehen
davon aus, das 2030 4,9 Milliarden Menschen
unterwegs sein werden. So gesehen
benötigen wir jedes Bett.
2030 ist ja nicht weit entfernt. Würden
Sie Ihren Kindern zu einer Ausbildung
im Tourismus raten?
Auf jeden Fall. Die Reisegruppen aus
Asien, die sich heute den Petersdom oder
den Louvre anschauen, sind doch erst die
Vorhut. Der Tourismus wird sich in den
nächsten zehn Jahren fast verdoppeln.
Die Infrastruktur muss völlig neu überdacht
werden. Ein Beispiel: Heute sind
circa 23.000 Verkehrsflugzeuge weltweit
im Einsatz, 2030 sollen es 45.000 sein.
Jetzt müssen mehr Piloten ausgebildet
werden, sonst wird es in zehn Jahren eng.
Sie haben mehrere Hotels und Resorts im
Portfolio Ihrer Unternehmen. Masse oder
Klasse – was ist im Hotel-Business der
lukrativere Weg?
Beide sind eine gute Investition, wenn sie
konsequent und professionell gemanagt
werden. In der Hotellerie spricht man von
Grundnutzen und Zusatznutzen. Grundnutzen
sind Bett, Badezimmer, WLAN
JÖRG LINDNER, Projektentwickler
aus Leidenschaft
und Frühstück. Hier geht es um Masse –
nicht negativ gemeint, alles natürlich in
ordentlicher Qualität –, die allein über den
Preis reguliert wird. Unter Zusatznutzen
versteht man Extras wie Spa, Wellness,
Ausstattung, Gastronomie, Lage, Stil etc.
Hier geht es darum, die Klientel mit individuellem
Service und einem Mehr an
Ausstattung und Leistungen zu begeistern
und zu überzeugen.
Die meisten Hotels werden heute über
das Internet gebucht. Unter den
Anbietern herrscht ein erbitterter
Wettbewerb …
Das hat zu einigen Veränderungen im
Markt geführt. Es ist zum Beispiel nicht
mehr so wichtig, einer namhaften Kette
anzugehören. Und wir haben Preise, die
ständig variieren, je nach Angebot und
Nachfrage sowie Verhalten der Mitbewerber.
Rund 20 Prozent des Zimmerpreises
gehen an die Vermarkter und Untervermarkter.
Deshalb sind alle Hotels bestrebt,
dass möglichst direkt auf ihrer Hotelpage
gebucht wird. Günstigere Preise dürfen sie
dort nicht bieten – dann fliegen sie aus
den Suchmaschinen –, aber sie können mit
kleinen Extras und besonderen Annehmlichkeiten
locken.
FOTOS/VISUALISIERUNGEN: Christoph Assmann/Berlin (1), Investment Management GmbH 12.18. (2), H. Retzlaff (1)