Interview
WÜEST PARTNER
STÄDTE UNTER DER LUPE
Die Immobilienberatungsprofis von Wüest Partner haben
einen neuen Bürostandort in Hamburg eröffnet. Büroleiter
Volker Ottenströer über die norddeutschen Märkte
Platzhirsch in der Schweiz, seit zehn
Jahren auch in Frankfurt und Berlin
aktiv – und seit Sommer 2017 nun
in Hamburg: Mit insgesamt rund 180 Mitarbeitern
gehört Wüest Partner zu den
Großen in der Immobilienberatung.
BELLEVUE traf den HamburgBotschafter
Volker Ottenströer zum Gespräch.
Herr Ottenströer, was macht
Wüest Partner eigentlich genau?
Im Fokus steht die Be wertung von Immobilienportfolios
und Einzelobjekten. Hierzu
zählen Ankaufs
und laufende Bewertungen
für Großkunden wie Banken, Fonds,
Versicherungen, aber auch vermögende
Privatkunden. Darüber hinaus sind wir
sehr aktiv in der Immobilienmarktanalyse
und in der strategischen Beratung von
Un ternehmen und Investoren. Übrigens
der Unabhängigkeit wegen grundsätzlich
nicht als Provisions
oder Maklergeschäft.
Warum jetzt Hamburg?
Weil wir hier auch schon vor der Büroeröffnung
viele Kunden hatten. Hamburg
ist für uns hochattraktiv. Deshalb wollten
wir endlich auch vor Ort mit einem Büro
präsent sein. Jetzt fehlt uns in Deutschland
noch München, dann sind wir abgedeckt.
20 BELLEVUE 1/2018
Sie haben gerade eine Studie zu
norddeutschen Städten vorgelegt …
Ja, zu den 15 größten Städten im Norden –
von Hamburg über Bremen und Hannover
bis nach Osnabrück, Wilhelmshaven und
Rostock. Dafür haben wir ganz un ter schiedliche
Quellen ausgewertet: unter neh menseige
ne Datenbanken, Trans aktions daten
der Gut achter aus schüs se, An ge bots prei se,
amt liche Sta tistiken etc. Es geht dabei um
Wohn immo bilien, zum Kauf und zur Miete,
ebenso wie um die Investment märkte für
Mehrfamilienhäuser. Und wir analysieren
nicht nur Preise, sondern auch Indikatoren
wie Wohnungsbestand und Bautätigkeit,
Arbeitslosen quote, die lokale Kaufkraft,
die Zu
und Abwanderung. Durch die
Verwendung sehr aktueller Daten haben wir
auch die Zuwanderung von Flüchtlingen
berücksichtigt, das ist ja zurzeit auch ein
wich tiger Aspekt.
Gab es überraschende Ergebnisse?
Ja, interessant ist schon: Die Mittelstädte
haben teilweise überraschend starke
Zuwächse bei der Bevölkerung erlebt, zum
Teil stärker als die Metropole Hamburg
oder die Landeshauptstadt Hannover.
Schwerin zum Beispiel, das ja auch
Landeshauptstadt ist: Da hat sich der
VOLKER OTTENSTRÖER ist Diplom-
Volkswirt und seit über fünf
Jahren für Wüest Partner tätig
Ne ga tivtrend nach der Wende inzwischen
eindeutig umgekehrt.
Was können Investoren daraus ableiten?
Wir haben für jede der 15 Städte so ge nannte
„RenditeRisikoProfile“
erstellt. Da hinein
fließen die Daten zur Wohn raumnachfrage
in Relation zur tatsächlichen Neubautätigkeit,
zum Arbeitsmarkt, auch mit Blick auf
die Pendlerquoten, zur Wohnkostenbelastung
im Verhältnis zum örtlichen Einkommensdurchschnitt
und so weiter. Oder die
Leerstandsquote: Sie beträgt z. B. in Hamburg
0,6 Prozent – gegenüber drei Prozent
im deutschland weiten Durchschnitt, das ist
ein starker Indikator. Überhaupt haben wir
festgestellt, dass eigentlich überall zu wenig
gebaut wird, um einen ausgeglichenen
Markt zu erhalten. Ein anderer Befund: Vor
allem kleine Wohnungen wurden in den
letzten zehn Jahren zu wenig gebaut.
Wo ist das Rendite-Risiko-Verhältnis
für Investoren günstig, wo ungünstig?
Günstig sind aus Investorensicht z. B.
Braunschweig, Osnabrück, Hannover oder
Lüneburg. Hier haben Sie kaum ein höheres
Standortrisiko als in Hamburg, aber
deutlich höhere Renditen aus Mieteinnahmen.
Risikofreudiger muss man dagegen in
FOTOS: Wüest Partner (1), H. Retzlaff (1)